Heimito von Doderer-Gesellschaft

Doderer grafik Einführung

Suche

GESELLSCHAFT

Aktuell

Mitgliedschaft

Schriften

Forum

Kontakt

DODERER

Einführung

Forschung

Kurzvita

Werk

Audio

Galerie

PREIS

REZENSIONEN

DOWNLOADS

SUCHE

HILFE

IMPRESSUM

Heimito von Doderer - Eine Einführung

Heimito von Doderer 1896-1966

Wendelin Schmidt-Dengler

1. Umwege

"Wenn ich mich frage, was ich denn eigentlich und wirklich haben möchte und mir wünschte: so wäre es — viel Geld, um in einer Folge schwerster sexueller Excesse, sinnloser Saufereien und dementsprechender Gewalthändel endgültig unterzugehen. Statt dessen hab' ich das weitaus gewagtere Abenteuer der Tugend gewählt." Das vertraute der fünfundfünzigjährige Autor "nach Mitternacht" am 18. Oktober 1951 seinem Tagebuch an; in der Öffentlichkeit hätte er - damals - solches nicht von sich gegeben: Da hieß es, das "Abenteuer der Tugend" bestehen und nach dem Erscheinen von Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre (1951) auch dem Ruf des arbeitsamen und behutsam Glücksrezepte liefernden Autors nachkommen. Und die nächsten fünf Jahre galten dem größten Projekt dieses Schriftstellerlebens, dem Roman Die Dämonen (1956), der im Titel kühn Dostojewskij herbeizitiert und auch den Vergleich mit diesem in jungen Jahren verehrten Romancier nicht scheuen will, allerdings soll ein stofflich verwandtes Substrat - der Brand des Justizpalastes in Wien am 15. Juli 1927 - kompositorisch anders und auch besser bewältigt werden. Im Vergleich zu diesen beiden großen Werken nimmt sich der bereits 1939/40 entstandene Kurzroman Die erleuchteten Fenster oder Die Menschwerdung des Amtsrates Julius Zihal (1951) wie eine Bagatelle aus: Ein skurriles Satyrspiel, allerdings als Präludium zu zwei monumentalen Texten gedacht, deren glückliches Ende mit dem "Platzregen von Hochzeiten" jedoch verbirgt, daß zuvor sehr viel von dem Stoff geboten wird, aus dem üblicherweise die Tragödien sind.

Durch Übereinstimmung in Figuren und Schauplatz bilden diese drei Bücher zusammen die sogenannten "Wiener Romane", und sie sind es, die das Bild Doderers bei einem größeren Lesepublikum bis heute bestimmen - gewiß nicht ganz zu unrecht, doch aus Doderer einen Autor zu machen, der nur auf seine Heimatstadt fixiert ist, heißt auch, die komplexe Funktion des Lokalen verkennen, das wesentlich zur Konstitution von Raum im Erzählwerk beiträgt. Denn dieses Werk eignet sich nicht, um Bodenständigkeit oder Heimatverbundenheit zu exemplifizieren, sondern ist ein unverwechselbares Beispiel einer Anstrengung, den epischen Kosmos von der Imagination des Raumes her zu organisieren. Am ehesten wird der Autor bis in unsere Tage mit Strudlhofstiege identifiziert; mit seinem Roman hob Doderer diese Treppenanlage im Wiener Alsergrund erst in das Bewußtsein der Bewohner Wiens und macht auf die unbeachtete Schönheit dieser Anlage mit sanftem Nachdruck aufmerksam. Sie wird zu einem Symbol für die Kunst und mithin auch für ein Leben, daß sich nicht von bloßen Zwecken leiten läßt, sondern als das Prinzip der Bewahrung das pure Gegenteil zu einer "Hühnerleiter formloser Zwecke" ist und "Dignität und Dekor" auch im Alltag sogar körperlich erfahrbar macht, indem es mit seinen schrittegerechten Stufen den "Gang zur Diktion" werden läßt. (...)

Den gesamten Essay lesen

 

Heimito von Doderer 1896-1966.
Selbstzeugnisse zu Leben und Werk. Ausgew. u. hg. v. Martin Löw-Cadonna. Mit einem einführenden Essay von Wendelin Schmidt-Dengler.
München: C.H. Beck 1995.

112 Seiten, 26 Abbildungen, Broschur
EUR 4,20 / SFr 8,-
ISBN 3-406-39988-6

zur Vergrösserung klicken!

nach oben
nach oben

Gesellschaft - Aktuell | Mitgliedschaft | Schriften | Forum | Kontakt
Doderer - Einführung | Forschung | Kurzvita | Werk | Audio | Galerie
Preis - Rezensionen - Downloads - Suche - Hilfe - Impressum

© Heimito von Doderer-Gesellschaft e.V. 2001-2013, www.doderer-gesellschaft.org.