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Gerald Sommer: „Technische Mittel“ – Fragmente einer Poetik des Schreibhandwerks. Dargestellt an den erzählerischen Werken Heimito von Doderers
Gerald Sommer: „Technische Mittel“ - Fragmente einer Poetik des Schreibhandwerks. Dargestellt an den erzählerischen Werken Heimito von Doderers (Phil Diss. Universität Wien 1999).
Die von Prof. Dr. Wendelin Schmidt-Dengler betreute Dissertation nimmt ihren Ausgang bei Doderers Feststellung in „Grundlagen und Funktion des Romans“, daß der Fortschritt der Literatur nicht von „neue[n] Gedanken“ oder vom „Ergreifen neuer Inhalte“, sondern von der Verwendung zeitgemäßer „technischer Mittel“ ( Die Wiederkehr der Drachen , S. 173) bestimmt werde. Im Zentrum der Untersuchung stehen daher exemplarische Analysen der folgenden, zugleich form- und bedeutungsrelevanten, erzähltechnischen Verfahren: Gebrauch von ,merkwürdig‘ und seinen Synonymen, interfiktionell generierte Rezeptionsmodelle, Einsatz von Leseranreden, Abschweifungen (Digressionen) und Leser-Irritationen, Verwendung von Präfigurationen und Zitaten (Schwerpunkt: die Funktion von Prätexten) sowie der Einsatz von Phraseologismen.
Die Methodik der einzelnen Analysen folgte keinem vorab definierten, generellen Analyseschema. Sie orientierte sich vielmehr flexibel an den Gegebenheiten der jeweils zu untersuchenden Mittel: eine werkübergreifende Untersuchung einer Verfahrensgenese war ebenso möglich wie die Darstellung eines Verfahrens im Rahmen seiner historischen Kontinuität oder die kombinierende Bewertung von qualitativer Relevanz und quantitativer Häufigkeit eines Verfahrens.
Die Dissertation stellt diese, dem Namen nach traditionellen, in ihrer innovativen Anwendung und avancierten Funktion aber überaus modernen Instrumente fiktionaler Textgestaltung vor und zeigt, wie sie funktionieren bzw. wie sie Inhalt, Form und Bedeutung von Erzähltexten strukturieren. Trotz der fallweise auftretenden Komplexität einzelner Mittel oder der kompositorischen Verschränkung bzw. kunstfertigen Amalgamierung mehrerer Verfahren wurden die so gestalteten Texte in keinem Fall zu Monumenten der für sie konstitutiven Verfahrenstechnik. Doderers formal avancierte, textstrukturierende Erzähltechnik diente vielmehr stets einer diskreten Generierung von ,unmerklichen‘ Ausdrucksmomenten.
Eine geringfügig überarbeitete Fassung der Dissertation wird voraussichtlich 2006 erscheinen.
Gerald Sommer
Erschienen in: Gassen und Landschaften: Heimito von Doderers „Dämonen“ vom Zentrum und vom Rande aus betrachtet. Hrsg. v. Gerald Sommer. Würzburg 2004 (Schriften der Heimito von Doderer-Gesellschaft; 3) , S. 510. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages.
Copyright © Verlag Königshausen & Neumann GmbH, Würzburg 2004.
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