Heimito von Doderer-Gesellschaft

Doderer Forschung Interviews

Suche

GESELLSCHAFT

Aktuell

Mitgliedschaft

Schriften

Forum

Kontakt

DODERER

Einführung

Forschung

Kurzvita

Werk

Audio

Galerie

PREIS

REZENSIONEN

DOWNLOADS

SUCHE

HILFE

IMPRESSUM

Die Familie Hasterlik und ihre Beziehung zu Heimito von Doderer – Alexandra Kleinlercher im Gespräch mit Giulia Hine

Heimito von Doderer und die Familie Hasterlik

Heimito von Doderer und Auguste Hasterlik lernten sich 1921 kennen, heirateten 1930, trennten sich Ende 1932 und ließen sich 1938 scheiden. Ihre Beziehung dauerte elf Jahre, beschäftigte aber beide ein Leben lang. Heimito von Doderer und sein Werk kommen in der Hine Collection ab den 1920er Jahren bis nach seinem Tod 1966 immer wieder zur Sprache. Gusti Hasterlik ist in Doderers Tagebüchern der Jahre 1920 bis 1939 die am häufigsten erwähnte Person und Erinnerungen an sie tauchen immer wieder auch in seinen späteren Tagebüchern und bis kurz vor seinem Tod 1966 auf.

Heimito von Doderer hatte als häufiger Gast in der elterlichen Wohnung Gusti Hasterliks in der Wickenburggasse 18 im 8. Wiener Gemeindebezirk regelmäßig Umgang mit ihren Eltern, insbesondere mit ihrem Vater Paul, den er sehr schätzte, aber auch mit ihrer Schwester Mia. Seine Beziehung zur Familie Hasterlik wird in seinen Tagebüchern ebenfalls thematisiert. Die Familienmitglieder inspirierten Doderer überdies zu einer ganzen Reihe von Figuren (Familien Siebenschein und Schedik) in seinen Romanen Die Strudlhofstiege und Die Dämonen und die Wohnung in der Wickenburggasse 18 wurde Modell jener der Familie Siebenschein im Haus Althanplatz Nr. 6.

Die Familie Hasterlik

Die Familie, wie Doderer sie kannte, bestand aus den Eltern (Paul Karl und Maria Felicitas gen. Irma), deren Töchtern Gusti (Auguste Leopoldine Hasterlik, gesch. Doderer, verh. Kalmus) und Mia (Maria Hasterlik, gesch. Weiss, verw. Koritschoner, verh. Heller) sowie Mias Töchtern Suzanne Weiss (gesch. Seemann, verh. Wolff) und Giulia Maria Koritschoner (verh. Hine). Abgesehen von Suzanne Weiss, die nach Wunsch ihres Vaters Ernst Weiss jüdischen Glaubens war (wenn auch nur auf dem Papier), war die Familie katholisch, galt aber aufgrund ihrer jüdischen Herkunft nach den Nürnberger Gesetzen als jüdisch.

1938 und 1939 wurden die Mitglieder der Familie über mehrere Kontinente verstreut, je nachdem, welches Exilland bereit war, sie aufzunehmen: Gusti Hasterlik ging in die USA, ihre Schwester Mia nach London, von dort gelang ihr ebenfalls die Ausreise in die USA, Suzanne Weiss emigrierte nach Kenia, Giulia Koritschoner in die Schweiz. Irma Hasterlik starb am 13. Juli 1938. Trotz intensivster Bemühungen, tatkräftig unterstützt von dem deutschen Philosophen des Wiener Kreises, Rudolph Carnap, und seiner Frau Ina, scheiterten alle Versuche, Paul Hasterlik in die USA nachkommen zu lassen. Er wurde am 22. Juli 1942 aus Wien deportiert und starb am 7. März 1944 im Ghetto Theresienstadt (Terezín).

Giulia Hine

Giulia Hine, geb. 1925 in Wien, kam als Dreizehnjährige im Dezember 1938 in die deutschsprachige Schweiz, wo sie durch Vermittlung der Kinder-Flüchtlingsorganisation Kinderhilfe in Schaffhausen bei Alice Sigerist-Ott und deren Tochter Gretli untergebracht wurde. 1946 zog sie zu ihrer Mutter Mia nach New York. Von 1946 bis 1948 (bis zur Geburt ihrer Tochter Madeline), arbeitete sie als Laborantin im Rockefeller Center for Medical Research . 1947 Heirat des Kernphysikers Gerald Hine. 1949 Umzug nach Boston, 1964 infolge der Anstellung Gerald Hines bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Umzug nach Wien. Dort u.a. in einem Antiquitätengeschäft tätig. 1974 Rückkehr in die USA, zunächst nach Washington, seit 1976 in Boulder, Colorado. 1979 gründete Giulia Hine ihr eigenes Unternehmen (Herstellung von Federbetten), das sie 1997 verkaufte. Seitdem arbeitet sie an der Hine Collection.

Die Hine Collection

Nach dem Tod ihrer Mutter (1973) und ihrer Tante (1984) erhielt Giulia Hine deren umfangreiche Brief- und Dokumenten-Sammlungen, die später durch Briefe anderer Familienmitglieder noch erweitert wurden. Sie umfaßt über 5000 Briefe und Dokumente, wovon einige bis in das 18. Jahrhundert zurückgehen. Ein bedeutender Teil davon besteht aus Briefen von und an Mitglieder der Familie Hasterlik von Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. In den 90er Jahren entdeckte Giulia Hine diese Schriftstücke wieder und begann, unterstützt von der ehemaligen Bibliothekarin Barbara Hass, diese zu sortieren, zu datieren, mit Schlüsselwörtern zu versehen und die meist deutschsprachigen Briefe ins Englische zu übersetzen. 2003 gingen alle Originale der Sammlung, die von 1777 bis 1969 datieren, durch Schenkung an die Florida State University. Seit Dezember 2004 sind die von ihr angefertigten englischen Übersetzungen der Briefe auf der Website der Florida State University http://www.fsu.edu/~ww2/Hine/hine_collection.htm (und weiter über: Database of Letters) zugänglich (zur Zeit bis zum Jahr 1949).

Das hier thematisch angeordnete Interview ist ein kleiner Ausschnitt einer E-Mail-Korrespondenz zwischen Giulia Hine und Alexandra Kleinlercher, die zwischen Sommer 2004 und Frühling 2005 stattfand. Eine stark erweiterte Fassung dieses Interviews wird (voraussichtlich 2007) im 5. Band der Schriften der Heimito von Doderer-Gesellschaft erscheinen.

weiter blättern

Copyright © Alexandra Kleinlercher, Berlin 2005.
Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Interview ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.
Eine Übernahme des Interview bedarf der Erlaubnis der Autorin . Eine Übernahme-Erlaubnis wird nur dann erteilt, wenn das Interview mit Quellenangabe und Verweis auf www.doderer-gesellschaft.org wiedergegeben wird.

 

nach oben
nach oben

Gesellschaft - Aktuell | Mitgliedschaft | Schriften | Forum | Kontakt
Doderer - Einführung | Forschung | Kurzvita | Werk | Audio | Galerie
Preis - Rezensionen - Downloads - Suche - Hilfe - Impressum

© Heimito von Doderer-Gesellschaft e.V. 2001-2013, www.doderer-gesellschaft.org.