Heimito von Doderer-Gesellschaft

Gesellschaft Aktuell

Suche

GESELLSCHAFT

Aktuell

Mitgliedschaft

Schriften

Forum

Kontakt

DODERER

Einführung

Forschung

Kurzvita

Werk

Audio

Galerie

PREIS

REZENSIONEN

DOWNLOADS

SUCHE

HILFE

IMPRESSUM

grafik

Christopher Dietz: Wer nicht riechen will, muss fühlen. Geruch und Geruchssinn im Werk Heimito von Doderers

Christopher Dietz

Wer nicht riechen will, muss fühlen. Geruch und Geruchssinn im Werk Heimito von Doderers.
Wien: Edition Präsens 2002

140 Seiten, Broschur, Format 20,5 x 154,5
EUR 24,90
ISBN 3-7069-0133-1.

zur Vergrösserung klicken!

Das Prosawerk des österreichischen Schriftstellers Heimito von Doderer (1896-1966) gehört zu den komplexesten und zugleich ungelesensten des 20. Jahrhunderts. Doderer ist den meisten Leserinnen und Lesern bestenfalls als politisch dubioser Autor deftiger Schnurren ("Die Merowinger") oder gewichtiger und verzweigter Roman-Riesen ("Die Strudlhofstiege", "Die Dämonen") bekannt.

Dementsprechend entlegen mag auch der Titel dieses Buches, das sich mit der Rolle von Geruch und Geruchssinn im Dodererschen Werk befaßt, klingen. Doch gerade über das scheinbar Periphere läßt sich mitunter das zentrale Anliegen Dodererschen Schaffens begreifen: "nämlich das Individuelle, das Gefühlsmäßige, das Sinnliche und das Poetische zu behaupten" (Roland Koch).

Zu den großen Verdiensten Doderers gehört es, seine Heimatstadt Wien, der er in Leben und Werk stets und fast ausschließlich verbunden blieb, auf unnachahmliche Weise "neu entdeckt" und beschrieben zu haben. Kaum jemand, der etwa die "Strudlhofstiege" gelesen hat und die Enklaven des städtischen Raums, die "Auren" und "Genia loci", die der Autor ihm scheinbar nebenbei hingebreitet hat, nicht auf lange Zeit in sich trüge.

Ein zentrale Rolle spielen dabei die Gerüche - der Geruchssinn ist für Doderer am besten dazu geeignet, Innen- und Außenwelt, Vergangenheit und Zukunft zur Deckung zu bringen. In ihrer essentiellen Bedeutung für die Herstellung der Einheit von Innen- und Außenwelt ist Aura für Doderer "das eigentlich Sichtbar-Machende".

In der Schilderung dieser Momente - im Alsergrund, im Prater, auf der Rax - verwirklicht sich am greifbarsten das Doderersche Konzept einer "Anatomie des Augenblicks". Die Zeit steht in ihnen scheinbar still, es herrscht das "Tempo Null" - grundiert jedoch vom mächtigen Rauschen, mit dem "Die Tiefe der Zeiten" - so der Untertitel der "Strudlhofstiege" - in die Gegenwart einschießt und von den Düften, die sie einleiten und begleiten: Melzer, Leonhard Kakabsa, René Stangeler, sie alle haben - zumindest streckenweise - den "richtigen Riecher" und gelangen nicht zuletzt deshalb zu ihrer "Menschwerdung".

In dieser Hinsicht ist Doderers Werk auch ein beherzigenswertes Stück Existenzphilosophie: Wer es versteht, von seiner Nase und seinen anderen Sinnen den rechten Gebrauch zu machen, wird an der Wirklichkeit gesunden und in den Vollbesitz des eigenen Lebens gelangen. Und wer nicht riechen will, muß fühlen.

nach oben
nach oben

Gesellschaft - Aktuell | Mitgliedschaft | Schriften | Forum | Kontakt
Doderer - Einführung | Forschung | Kurzvita | Werk | Audio | Galerie
Preis - Rezensionen - Downloads - Suche - Hilfe - Impressum

© Heimito von Doderer-Gesellschaft e.V. 2001-2013, www.doderer-gesellschaft.org.